Dramatisierung in den Medien

Wenn es keine sensationellen Neuigkeiten gibt, müssen eben alltägliche Dinge herhalten. Ohne eine Sensation wären die Medien ja nicht die Medien, wie wir sie kennen.

Ich finde es schon erstaunlich, wie immer alles auf das Schrecklichste in den Medien dramatisiert wird. Viele Dinge sind fast schon normal, da sie täglich passieren und geschehen. Die meisten juckt es gar nicht. Zum Beispiel fährt ein Auto gegen einen Baum. Das passiert leider bestimmt täglich auf den deutschen Straßen. Ist ein einzelner Unfall dann so dramatisch? Man sollte lieber allgemein etwas gegen Autounfälle unternehmen: Wie wäre es mit Autos abschaffen...?

Wenn jedoch mal ein Auto in Bayern gegen einen Baum fährt, was in die Medien kommt, dann braucht nur der Enkel von der Tante vom Schwager von einem Bekannten vom Neffen der Ex behaupten, dass er schon immer wusste, dass das Opfer irgendwann mal sterben würde. Sensation: Er hat es gewusst und es ist eingetreten!

Einen Tag später fährt in Niedersachsen ein Auto gegen einen Baum, was erst einmal ohne weiteren Grund geschah. Frau B. aus Thüringen, mittlerweile wohnhaft in Österreich, deckt auf: Der Bruder vom Chef ihres Mannes hatte letzte Nacht von einem Automobilkonzern geträumt! Wenn das mal kein Zeichen ist...

Und es kommt noch besser: Der Bruder vom Chef ihres Mannes, dem seiner Frau ihrer Mutter kennt einen 34-jährigen Mann, dessen Sohnes Lehrer eine Schwester hat, die auch noch jemanden in Niedersachsen kennt! Ja, in Niedersachsen! Genau da war der Unfall!

Schon trudeln die Leserbriefe ein, dass die Leute Angst vor Bäumen haben. Manche bereits sogar vor Erdbeerpflanzen. Prof. Dr. L. aus München kann nach weitreichender Recherche belegen, dass am Dienstag, den 15. September 1998, auch schon jemand mit dem Auto gegen einen Baum gefahren ist. Dass damals keiner aufgehorcht hat: Was für ein Fehler!

Die Gefahr hat sich über all die Jahre unentdeckt ausgebreitet. Erst jetzt wird sie durch die Medien bekannt: Wir alle werden sterben müssen!

Verfasst: Donnerstag, 29.04.2010